Gleich zu anfang sei gesagt: Wer mit Rittertum und ähnlich altertümlichen Dingen etwas anfangen kann ist hier gut aufgehoben. Wer allerdings (wie unser eins) ein Horroradventure ähnlich "Phantasmagoria" erwartet, wird (zumindest für die ersten 3 Fünftel) schwer enttäuscht. Obwohl das Ganze recht solide beginnt wird "Gabriel Knight 2" spätestens dann tödlich langweilig wenn man sich beim zweiten Tag befindet und der Personenwechsel statt findet (man steuert täglich abwechselnd die Personen, dazu später noch mehr). Denn die Szenen mit der Person namens Grace Nakimura dienen nur dazu um mittelalterliche Dinge zu erforschen die sich im Laufe des Spiels mit dem Mord, an dessen Tatort Gabriel aktiv ist, zusammen verknüpfen. Leider passiert den kompletten Tag an, an denen man die gute Frau steuert rein gar nichts. Zu vergleichen ist das ganze mit einer gepflegt langweiligen Geschichtsstunde, da die Dialoge recht schwerfällig sind. Am Ende von Tag bzw. Kapitel 3, wo man wieder Gabriel steuert, taucht dann tatsächlich einmal endlich eine spannende Szene auf, nur um dann auf Tag 4 zu wechseln wo es nun sehr öde wird: Man muß sich zum Weiterkommen eine komplette Museumstour geben, in der mehrere Gegenstände angesehen werden müssen. Zu jedem Gegenstand gibt es im Hintergrund gesprochene Informationen. Diese Sequenz wird arg zur Geduldsprobe. Richtig spannend los geht es leider erst in der Mitte des fünften Kapitels, also schon fast Richtung Ende des Spiels. Wie gesagt: Wer mit mittelalterlicher Geschichte etwas anfangen kann wird bestimmt Gefallen an dem Spiel finden. Wer jedoch denkt ein Horroradventure ähnlich Phantasmagoria präsentiert zu bekommen, wird etwas enttäuscht sein. Unser eins langweilte sich nach dem ersten Kapitel des öfteren trotz Durchspielens mit Komplettlösung. Hier wären zwischendrin etwas Action oder ein paar spannende Einlagen in egal welcher Form angebracht gewesen. 5 von 10
GRAFIK:
Das Spiel muss man natürlich mit dem nostalgischen Auge sehen. Der für Sierra typische Interlace-Modus ist zu verkraften. Leider werden die Videos mit nicht sehr vielen Bildern pro Sekunde wiedergegeben. Das bekam Sierra mit URBAN RUNNER und LABOR DES GRAUENS schon flüssiger hin. Die Spielegrafik hingegen ist okay. Auch die Filmsequenzen sind abgesehen von der schwächelnden Bildwiederholrate ganz passabel.
6 von 10
SOUND:
Am Ton gibt es nichts auszusetzen. Die Dialoge sind gut verständlich, die Musik ist ebenfalls recht gut. Auch die Qualität an sich ist in Ordnung.
8 von 10
SPIELTIEFE: Leicht macht man es dem Spieler nicht: Viele anklickbare Punkte werden in keiner Weise gekennzeichnet. Zum Beispiel muß am Waldesrand auf einem bestimmten, kleinen Umkreis im Gebüsch geklickt werden um ein paar Werwolfhaare zu entdecken. An einer anderen Stelle muß, damit man im Spiel weiterkommt, eine komplette Museumstour gemacht werden. Hier ist es nötig in mehreren Räumen sich einen gesprochenen Kommentar anzuhören, als auch alle möglichen Gegenstände anzuklicken. Schade, das diese Passage sehr langwierig geraten ist. Weiterhin muß an einer Stelle ein aufgenommenes Gespräch manipuliert werden, wobei allerdings gleich der erste Versuch stimmen muß. Bricht man das Ganze ab und hat vor später weiterzumachen: Keine Chance. Die Hauptfigur Gabriel verweigert dies. Da hilft es nur einen vorherigen Spielstand zu laden (Sierra hat daraufhin in der neu aufgelegten Fassung des Spiels immerhin diesbezüglich einen Vermerk im Handbuch gesetzt). Ansonsten bewegt sich die Spieltiefe im soliden Bereich. Gelegentlich gibt es auch Szenen auf Zeit, das Finale wartet mit einer gut gemachten Actionszene auf.
6 von 10
KOMFORT:
Standardoptionen wie Lautstärke-Regelung, Speicheroption et cetera sind natürlich dabei. Steuern lassen sich die Figuren leicht und locker. Gewünscht hätte man sich noch eine Übersichtskarte für den Ort "Marienplatz". Will man zum Beispiel zur Post oder zu seinem Anwalt muß man teils zig Straßen entlanglaufen. Positiver Aspekt: Eigens für das Spiel wurde ein Musikstück geschrieben, das gegen Ende des Spiels aufgeführt wird.
6 von 10
SYNCHRO:
Die deutsche Lokalisierung steckt in einer Zwickmühle. In der Originalfassung muß sich Gabriel in Bayern mit der deutschen Sprache herumschlagen. In der deutschen Lokalisierung wurde das so gelöst, das alle einen starken bayrischen Akzent haben und Gabriel nur reines Hochdeutsch verstehen kann. Dies klappt leider nicht immer. Ein von ihm aufgenommenes Gespräch führt er zum Beispiel seinem Anwalt vor der ihm das normal deutsch Gesprochene nochmal in deutsch "übersetzt". Eine Fernsehstation übersetzt Gabriels Hochdeutsch für das Fernsehen in akzentstarkem Bayrisch. Klar, das man dies nicht leicht lösen konnte, dennoch kommen derartige Szenen merkwürdig rüber. Ansonsten ist die Synchro jedoch gut geworden. Die Sprecherbesetzung geht klar. Gelegentlich sind Soundeffekte und auch Gesprochenes nicht ganz synchron. Die Stimmen änderten sich zudem sonderbarerweise auch bei einigen, wenigen Sätzen plötzlich kurzzeitig. Bei einem Brief, der aus dem "Off" vorgelesen wird, war die Stimme von Gabriel sogar durchgehend anders. 6 von 10
SPIELSPASS:
Da aus Zeitgründen das Spiel komplett nur mit Lösung durchgespielt wurde, entfällt die Wertung.
keine Wertung
ENDMEINUNG:
Vielleicht wurden meine Erwartungen, gepaart mit dem etwas irreführenden Cover, zu hoch geschraubt. THE BEAST WITHIN wird häufig nicht nur als guter Vertreter der interaktiven Filme, sondern generell als erstklassiges Adventure gefeiert. Wie schon ganz oben erwähnt: Wer hier ein Horrorspiel erwartet und zudem nichts mit Geschichte anfangen kann wird enttäuscht werden. Selbst mit Komplettlösung sind die Passagen mit der Nebendarstellerin, die man neben Gabriel steuert, teils arg langweilig. Die Szenen mit Gabriel Knight dagegen waren ganz in Ordnung und auch recht spannend. Insgesamt trotzdem nur Durchschnitt, aber keinesfalls völlig schlecht.
5 von 10